Maximilian Lehner
Auszug aus der Eröffnungsrede zu „safe it for a rainy day“, periscope, 2019
[...] Viele der Arbeiten zeigen sich als Überlagerungen von Ölschichten, die zeitintensive Trocknungsprozesse verlangen. Die Formen, die dabei entstehen, ändern sich immer wieder oder sind in darunterliegenden Schichten verborgen. Das ästhetische Spiel, das in der Betrachtung beginnt, ist also eine Fortsetzung der Arbeit der Künstlerin: Der malerische Prozess tritt zutage und man assoziiert die unterschiedlichen Geometrien in den Kunstwerken, stellt neue Bezüge her – über Farbe, Formen oder einzelne Elemente. Man assoziiert vielleicht bestimmte Erin- nerungen zu den Formen, glaubt mal darin etwas zu sehen, dann doch wieder etwas anderes.
Die Bilder sind nicht in bestimmte Serien fixiert, sondern fügen sich immer wieder in neue Bildzusammenhänge als eine Art Forschen im Visuellen. Die je neuen Assoziationsräume lassen die Betrachter_innen, aber auch die Künstlerin selbst diese immer neu sehen: Welche Formen beziehen sich in einem neuen Bildraum auf andere? Wie interagieren bestimmte Farben? Welche Dinge fallen einem plötzlich ein, wenn man vor einer neuen Hängung steht? Die Künstlerin assoziiert später manchmal Erinnerungen, die in die Bilder eingeschrieben sein könnten – die kurz da sind, dann wieder verblassen und andere werden; wie absurde Déjà- Vus im Alltag oder Traum, die man nicht zuordnen kann. Eine dieser Erinnerungen waren etwa die Stellen abblätternden Lacks auf alten Traktoren wie man sie in vielen Bauernhöfen noch findet – eine Assoziation, die sofort zu einer eigenen wurde: Landmaschinen, seit Jahrzehnten im Einsatz, deren Farben durch die Sonne schon ausgeblichen sind, stehen auf dem staubigen Steinboden vor einer Holztür mit rostigen Scharnieren.